Sonntag, 30. Oktober 2011

Estefania on tour

 13.10.2011 - 01.11.2011

İstanbul

Seit Wochen schon freuten wir uns auf dieses Ereigniss, prominenter Besuch aus Deutschland hatte sich angemeldet. Estefania M. aus Bergisch Gladbach (Name von der Redaktion geändert) wollte kurz mal die Türkei auschecken. 
Wir kamen drei Tage vor ihrer Ankunft in Istanbul an und verbrachten diese Zeit mit einem Bekannten der Familie Kochendörfer, Mehmet. Er lebt auf der asiatischen Seite der Stadt und nahm uns bei sich zu Hause auf. Wir wurden verwöhnt, bekocht, ausgeführt und hatten eine sehr schöne, interessante Zeit. Er zeigte uns diverse Stadtteile und wir untenahmen einen Ausflug auf die größte Vorgelagerte Insel Büyükada-Nizan. 
Dann war es endlich soweit. Estafania wurde von Sun Express eingeflogen. Gleich am ersten Tag stürzten wir uns ins historische Zentrum, Sultanahmed. Es war leider ziemlich kalt so dass wir relativ viel Zeit in Cafes verbringen mußten um nícht zu erfrieren. Estefania meinte dass sie trotzdem den Besuch der blauen Moschee niemals vergessen wird. Am nächsten Tag schien die Sonne. Mit unserem privaten Fremdenführer Mehmet ging es auf eine Bosporuskreuzfahrt.
Estefania und ich beschlossen danach für drei Tage nach Ayvalik zu fahren, um von der Türkei mehr zu sehen als nur Istanbul. Ayvalik ist ein relativ kleiner Ort am Ägäischen Meer. Wir spazierten dort am Strand lang, sonnten uns, Estefania ging sogar kurz im kalten Meer schwimmen und streichelte und fütterte alle streunende Hunde und Katzen die ihr begegneten. Ein kleines Highlight war unser Guesthouse. Der Besitzer Mustafa hatte einen leichten Putzfimmel und so war es angenehm sauber, man mußte im Treppenhaus sogar die Schuhe ausziehen. Mustafa erzählte uns bei Wein und Pizza seine durchaus spannende Lebensgeschichte, Estefania entarnte ihn sogleich als amerikanischen Spion. 
Nach diesen erholsamen Tagen waren wir gewappnet für einen letzen Powertag in der Großstadt. Trotz einer Nacht im Bus entfalteten wir ungeahnte Energien. Den ganzen Tag marschierten wir umher und abends erkundeten wir das Istanbuler Nachtleben. Wie feierten bis zum nächsten Morgen, dass war ein würdiger Abschluss für eine sehr schöne Woche.
Estefania, komm zurück!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Zahlen, Fakten und Eindrücke

13.10.2011

Unsere Zeit als Radreisende ist jetzt erstmal vorbei. Ganz begriffen haben wir das wohl noch nicht. Ich hatte ja so meine Zweifel ob wir zwei manchmal etwas verplanten Chaoten überhaupt am Ziel ankommen. Umso begeisterter bin ich von unserer Leistung. 

Hier ein paar Fakten:
  • insgesamt sind wir ungefähr 5400 km geradelt
  • unterwegs waren wir sechs Monate
  • davon saßen wir 85 Tage auf dem Fahrrad. 
  • Das heißt wir sind pro Tag durschnittlich etwa 63 km gefahren (Till wird noch ganz genaue Zahlen nachliefern, da wir den Tacho nicht dabei haben können wir nur eine ungefähre Hochrechnung machen). 
  • unsere Dopigmittel: Zigaretten, Coca Cola, Snickers, Capuccino und Master Crumble Müsli.
  • Pannen hatte nur Till und zwar dreimal einen Platten. Zweimal vor und einmal nach den Schwalbe Marathon Plus unplattbar Rädern.
 Was wir verloren haben:
  • ein Smartphone, liegengelassen auf einer Wiese in Novi Sad / Serbien, zwei Tage später ersetzt durch ein Neues, frisch vom Schwarz Markt.
  • ein Trekkinghandtuch, auf unerklärlicherweise verschwunden und nie wieder aufgetaucht
  • ein Geschirrtuch
Was wir vermisst haben:
  • eine eigene Toilette und saubere Duschen mit heißem Wasser
  • Trekkingsandalen
  • ein Kindle (ich), englischsparchige Bücher oder Zeitungen sind in manchen Teilen der Welt kaum zu finden. Ausserdem nehmen Bücher viel Platz weg und sind ziemlich schwer
  • ein Netbook (Till), internetcafes sind Mangelware, Wifi Spots aber nicht. Hier das passende Zitat eines rumänischen (!) Taxifahrers:"Internetcafes braucht man doch heutzutage nicht mehr, jeder hat doch mittlerweile ein Laptop."Till fand dass nicht lustig, er hat zwar seinen heißgeliebten Mr. Google dabei, aber Blog schreiben und Fotos bearbeiten kann der auch nicht.
Beides haben wir uns übrigens aus Deutschland mitbringen lassen, wir sind also jetzt auch versnobte, Superbackpacker geworden.....

Equipment:
  • ohne Ortlieb geht nichts, wasserdicht und robust
    • 10 Punkte
  • Mammuth Aljunjak Schlafsäcke bei Minusgraden nix für verfrorene Frauen
    • 9 Punkte                            
  • Zelt Intrepid 2 von Wechsel. Nach anfänglichen Stangenproblemen dank des super Services jetzt fast top, allerdings haben wir schon wieder einen Riss im Innenzelt. Es ist nicht ganz so robust wie wir uns es gewünscht hätten deshalb nur
    • 7 Punkte
  • Ice breaker Merinowolle Bekleidung. Einmal angezogen, nie wieder ausgezogen!   Großer Tragekomfort, man kann sie ewig tragen ohne zu stinken und außerdem sieht man darin nicht allzu trottelig  outdoormäßig aus. Nachteil: leidet schnell beim waschen. Bei großer Hitze schwitz man wie ein Wolf im Schafspelz, dann eignen sich vielleicht Funktionsshirts aus Kunstfaser besser oder auch normale T-Shirts mit Spaghettiträgern (als Frau).                 
    • 9 Punkte
  • Helme, Uvex SupersonicNach zwei Wochen hat man sich daran gewöhnt und kommt sich nicht mehr vor wie ein Vollhorst. Außerdem fühlt man sich tatsächlich sicherer und bei Sonne hat man einen guten Schutz
    • 10 Punkte
  •  Teflonbeschichtetes Kochgeschirr von EsbitPrinzipiell gut, man hat alles was man braucht, ist klein, leicht und kompakt. Leider ist die Teflonbeschichtung schon nach kurzem Gebrauch im Kaffee wieder zu finden.            
    • 6 Punkte
  • der Star: Primus Gaskocher. Billig, klein, leicht und unzerstörbar.Gaskartuschen findet man tatsächlich auch in Osteuropa. Ohne Probleme in Prag und Budapest, wir fanden sogar eine in Constanta, Rumänien. Es ist schon schlau einen kleinen Vorrat mitzunehmen. Ein wenig übertrieben ist es acht von den Dingern mit sich rumzuschleppen wie wir zu unseren Höchstzeiten. Übrigens haben wir noch drei übrig und in Istanbul kann man auch welche kaufen.
    • 10 Punkte
  • unsere Fahrräder, Model Randonneur von der Firma Stevens. Wir lieben sie über alles und sie haben uns nie im Stich gelassen. Mittlerweile sind die Speichenansätze verrostet, sonst sehen sie noch fast aus wie neu.
  • in Deutschland haben wir als Kartenmaterial die Fahrradkarten vom ADFC benutzt, die kann man nur empfehlen.  Später haben wir uns anhand des bikelines und normaler Straßenkarten orientiert. Die kann man sich im jeweiligen Land in der Tankstelle kaufen. Das geht prima und obwohl keiner von uns einen besonders ausgeprägten Orientierungssinn hat, haben wir uns so gut wie nie verfahren. Bis Rumänien kann man dem Euroradweg 6 folgen, die Beschilderung ist recht gut, aber ohne zusätzlich Karte wirds wohl schwer. Mit dem bikeline waren wir recht zufrieden außer als wir in Tschechien auf dem Moldauradweg stundenlang durch den Wald geirrt sind. Außerdem hatten wir zum Teil nicht den aktuellen bikeline, auf der Strecke von Wien bis Budapest hatten wir den von 1997. Wir konnten so feststellen dass sich seitdem doch einiges verändert hat,wer auf Nummer sicher gehen will sollte sich wohl die neueste Auflage besorgen. 
  • Wir sind ohne Fahrradhosen jeglicher Art gefahren und haben diese auch nicht vermißt, anscheinend haben wir unempfindliche Hinterteile.
  • Krank wurde auch keiner von uns und selbst der uns prophezeite Intimpilz ist uns erspart geblie

Positive Erfahrungen:
  •  für Till die Fahrt von Belgard zum schwarzen Meer, weil wir tatsächlich eine für uns sportliche Höchstleistung hingelegt haben, trotz zum Teil anstrengender äußerer Umstände.
  • für mich: die rumänischen ud bulgarischen Hunde, die ihrem Ruf als agressive Menschnenfresser nicht gerecht wurden. Ich hatte mir große Sorgen gemacht und war sehr erleichtert als sich die Hunde als meistens harmlose, verängstigte, halb verhungerte Poppies herausstellten.
  • für uns beide:die Menschen die wir unterwegs getroffen haben. Meistens sehr hilfsbereit, herzlich und neugierig. Uns wurde nichts geklaut und nur einmal wurde ich in einem rumänischen Dorf von Kindern mit Steinen beworfen. Da die aber unter zehn Jahre alt waren kann man dass auch nicht wirklich ernst nehmen. 

Negative Erfahrungen:
  • die vielen frei lebenden, verwahrlosten Hunde und Katzen. Falls jemand interesse hat einen bei sich aufzunehmen kann er sich bei uns melden. Wir bringen es dann gerne mit nach Deutschland :-
  • der große Unterschied zwischen West und Ost. Überspitzt dargestellt: In Deutschland hat man mehr materiellen Wohlstand, dafür mehr Stress und weniger Zeit das Leben zu geniessen. Im Osten ist es eher das Gegenteil. Kein Geld aber viel Freizeit. 

Als sehr eindrücklich stellte sich die Nähe zur Natur heraus. Unser Lebensrhythmus richtete sich nach den Jahreszeiten und dem Wetter. Wir standen auf wenn die Sonne aufging und gingen ins Bett wenn es dunkel wurde. Schien die Sonne begrüßten wir den Tag voller Vorfreude und Motivation, regnete oder noch schlimmer windete es sank die Stimmung dramatisch. Zum Glück war der Wettergott auf unserer Seite und wir hatten selten mit wiedrigen Verhältnissen zu Kämpfen. Ehrlich gesagt wären wir sonst wohl nicht so weit gekommen.

So, dass war also ein kurzer Fazit von der ersten Hälfte unserer Reise. Wir werden wie schon erwähnt ab November woofen und neue Erfahrungen machen. Wie es danach weitergeht ist noch nicht entschieden.
Mal sehen was uns das Wanderleben noch so bringt.........

Dıe Reise nach Istanbul

07.10.2011 - 16.10.2011

Gramatikovo - Demercijalil - Kirklareli - Saray - Gündönümü Farm

Unsere letzte Etappe sollte eine Königsetappe werden. Bis zur türkischen Grenze geht es praktisch nur bergauf. Hochmotiviert brachen wir auf, ich hoffte heimlich Lance doch noch zumindest einmal in den Bergen abhaengen zu koennen.
Schnell merkte ich dass dies wohl niemals passieren wird, aber wie man weiss ist Lance auch gedopt. Trotz dieser moralischen Niederlage kamen wir gut voran. Wir wollten zum Abschluss nochmal wildcampen gaben dass aber fuer unsere letzte Nacht in Bulgaristan schnell auf. Die Jagdsaison ist seit dem ersten Oktober eroeffnet und auf jedem Parklpatz stehen Schilder die eındruecklich vor Jaegern warnen.
Wir verliessen uns mal wieder auf unseren guten Stern und hofften auf nette Menschen. Als wir genug vom radeln hatten gingen wir ins naechste Dorfs tranken dort einen Kaffee und erkundigten uns mit Haenden und Fuessen nach Schlafmoeglichkeiten. Unglaublicherweise gab es dort sogar eine Pensionş gefuehrt von einem lustigen aelteren Paaerchen. Fuer eine Uebrnachtung mit reichhaltigem Fruehstueck zahlten wir nur neun Euro, einfach nicht zu glauben.
Die letzten dreisig Kilometer vor der tuerkischen Grenze waren nicht ohne und so waren wir sehr euphorisch als wir endlich in der Tuerkei ankamen. Natuerlich weil wir ueberhaupt so weit gekommen waren und ausserdem dachten wir es ginge nur noch bergab. Haha, hoch-und runter und die Steigungen hattens in sich. Ausserdem wollte uns der Tuerkpassat persoenlich begruessen, es windete so stark dass man selbst beim bergrunterfahren treten musste. Ich fluchte sehr laut und musste sogar schieben. Voellig fertig fanden wir dann noch einen schoenen Ort zum zelten wurden dann aber am naechsten vom Regen geweckt. Uebers Wetter koennen wir nun wirklich nicht klagen aber ich tus trotzdem. İn einer Regenpause bauten wir das Zelt ab, kaum losgefahren prasselte es richtig vom Himmel, nach fuenf Minuten waren wir Patschnass. Hier mochte ich kurz erwahnen dass Aldi Regenhosen NİCHT wasserdicht sind. In der naechsten Stadt, Kirklari fluechteten wir dann ins Grand Hotel Turistico. İch fror den ganzen Tag und verbrachte die meiste Zeit im Hotelzimmer. Till war mutiger wie ich und erkundete die Gegend. Am naechsten Morgen regnete es weiter und vor allem wehte ein starker Wind. Wir beschlossen noch einen Tag zu bleiben. Wir assen Boerek, tranken viel Tee und fanden die Tuerkei trotz allem sehr sympathisch.
Es hoerte dann tatsaechlich auf zu regnen und so fuhren wir am naechsten Tag weiter. Unser Ziel war die Guendoenuemue Farm, 80 Kilometer vor İstanbul. Dort werden wir ab November woofen und netterweise koennen wir unsere Fahrraeder abstellen und hier uebernachten.
Auf der Fahrt dahin stellten wir fest dass die Tuerken sehr gastfreundlich sind. Auf einer Strecke von 40 Kilometern wurden wir zwei Mal zum Tee und einmal zum Kaffee eingeladen. Das ist unser Land!
Till schaffte es dann tatsaechlich zwanzig Kilometer vor dem Ende noch einen Platten zu haben, ein Riesennagel bohrte sich durch den Hinterreifen, der Mantel ist jetzt auch im Arsch.
Trotzdem schafften wir es noch bis zum Bauernhof wo wir sehr nett begruesst wurden. Bevor wir aber aufs Land ziehen wollen wir es in İstanbul nochmal richtıg krachen lassen, dass haben wir uns auch verdient.

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Donnerstag, 6. Oktober 2011

Urlaub in Bulgarien Teil zwei

29.09.2011 - 06.10.2011

Sozopol

Wir hatten geplant zum Abschluss unseres Bulgarienaufenthaltes Sozopol zu besuchen und dann ab zu den Tuerken. Sozopol soll tatsaechlich der schoenste Ort an der bulgarischen schwarz Meer Kueste sein, viel cooler wie Nessebar, so zumindest wurde uns berichtet.
Wir kamen an und stellten fest dass alle Campingplaetze schon geschlossen waren. Dumm gelaufen dachten wir und wollten uns wieder aufs Radel setzten. Doch es war unser Glueckstag, zufaellig war der Besitzer eines Bungalows gerade vor Ort und so landeten wir in einem Luxusteil fuer nur 15 Euro pro Tag. Fast direkt am menschenleeren Strand. Das Meer fantastisch und richtig warm...... ein Traum. Als extrabonus gab es sogar einen Fernseher mit pay TV und jeden Abend kam ein englischer Film ohne Werbeunterbrechung. Wir blieben acht Tage und es fiel uns schwer weiterzufahren. So viel Luxus werden wir so schnell nicht mehr haben.
Die Stadt ist tatsaechlich auch wirklich sehenswert, ich wuerde allerdings nicht in der Hochsaison dasein wollen. Allgemein koennen wir die schwarz Meer Kueste ab Mitte September nur empfehlen. Es ist noch schones Wetter und es gibt kaum Touristen.

Dienstag, 27. September 2011

Urlaub in Bulgarien

12.09.2011 - 28.09.2011
Ikantalaka - Asparuhovo - Obzor - Aheloy - Krajmorie

Um uns auf unser nächstes Reiseziel einzustimmen hatten wir beide ein Buch von Ilija Trojanow gelesen. Es heißt "Die fingierte Revolution" und zeigt am Beispiel Bulgariens was 1989 und in den Jahren danach geschehen ist. Das Resümee des Autors lautet: Die alte Nomenklatura dominiert nach wie vor überall, die Wirtschaft ist nicht privatisiert, sondern piratisiert, es gibt keine Aufarbeitung der Vergangenheit, statt einer neuen Transparenz herrschen Bestechung und Betrug.Das Buch ist sehr interessant und empfehlenswert, macht einem aber keine Lust in Bulgarien Urlaub zu verbringen.
Als Tourist bekommt man von diesen Dingen aber eigentlich wenig mit. Außerdem radelten wir nur entlang der Schwarzmeerküste und die ist wahrscheinlich nicht besonders aussagekräftig.
Wir hatten einen schwierigen Start. Über die E87 gelangten wir ins Land, daß ist eine Fernstraße die bis nach Istanbul führt. Unsere Befürchtung auf eine große stark befahrene Strecke zu treffen erwies sich als unbegründet. Ab und zu raste ein Auto an uns vorbei, sonst quälten wir uns alleine, weit vom Meer und mit Gegenwind durch eine langweilige, wenig besiedelte Gegend. Irgendwann konnten wir dann auf eine Landstraße entlang der Küste ausweichen und wurden für unsere Mühen belohnt. Steilküste, weiße Felsen und mittendrin ein schnuckeliger Campingplatz. Das wildzelten haben wir für die nächste Zeit erstmal aufgegeben. In Serbien und Rumänien investierten wir soviel Zeit, Energie, Nerven und Extrakilometer in die Suche eines geeigneten Ortes, daß wir erstmal genug davon haben. Außerdem ist es hier so billig und die Campings in so schöner Lage daß sich der Aufwand nicht wirklich lohnt.
Allerdings erlebt man auch manchmal unangenehme Überraschungen. Als ich duschen wollte und den Hahn aufdrehte bemerkte ich einen furchtbaren Geruch nach faulen Eieren. Das Wasser stank! Der Campingfutzi behauptete dann tatsächlich mit dem Wasser wäre alles in Ordnung, er würde es immer trinken. Angeblich kämen die Leute aus der Umgebung extra zum duschen, da es gut für Haut und Haare sei. Da das Bad sehr marode wirkte und in den Duschkabinen Spinnenweben hingen, wagte ich seine Aussage zu bezweifeln.
Am nächsten Tag fuhren wir am Goldstrand vorbei und landeten in Varna. Das Verkehrsaufkommen wurde deutlich mehr, man sieht erstaunlich viel teure Oberklassewagen deutschen Fabrikats. Grosse Hotels ueberall und Touristen aller Nationalitaeten. Varna gefiel uns trotzdem. Endlich mal wieder ein Internetcafe und leckeren Cappucino. Wir fanden sogar nach langem suchen eine englische Zeitung, die Sofia echo. Die Bulgaren scheinen kein lesebegeistertes Volk zu sein, Buchlaeden sind eine raritaet, dafuer gibt es umso mehr Klamottengeschaefte. Das Wetter weiter super, da dies selbst fuer die hiesigen Verhaeltnisse ungewoehnlich ist nutzten wir die Gelegenheit um noch soviel wie Zeit moeglich am Strand zu verbringen.
Nach einer anstrengenden Bergetappe erreichten wir Nessebar. Wir haben keinen Reisefuehrer und muessen also dem trauen was uns die Leute erzaehlen. Angeblich ist die Stadt die schoensten an der ganzen schwarz Meer Kueste. Tatsaechlich ist alt Nessebar Weltkulturerbe. Man findet hier die Ruinen einer alten Festungsanlage der Thrakier. Ich wollte der Sache auf den Grund gehen und besuchte das archaeologische Museum. Allerdings war ich zu geizig den audio guide zu nehmen und die Erklaerungen waren meist auf bulgarisch. Ich begutachtete also ein paar Terakotta Vasen und wurde nicht viel schlauer.
Was wir beeindruckend fanden ist die Tatschae, dass es geschafft wurde auf engstem Raum die maximale Anzahl an Souvenirlaeden, Boutiquen und Restaurants hinzubauen.
Selbst uns packte da dass Shoppingfieber und stolz erstanden wir zwei Diesel Jeans :-) fuer nur 30 Euro.
Wir wohnten in Aheloy , ein wenig ausserhalb von Nessebar und seinem Sonnenstrand. Sensationellerweise schliefen wir in einem Bungalow direkt am Strand fuer nur sechs Euro pro Tag. Natuerlich keine Luxushuette, Till behauptet eine Maus und Kakerlaken gesehen zu haben. Ich kann das nicht bestaetigen, meine bessere Haelfte meint das liege daran dass ich nur sehe was ich sehen will.... Wie dem auch sei, hier ist der ideale Ort um zu chillen. Man kann am Strand lange, einsame Spaziergaenge unternehmen oder einfach auf der Terasse sitzen und dumm aufs Meer gucken.
Als wir genug davon hatten fuhren wir weiter ins 30 Kilometer entfernte Burgas. Dort machten wir weiter wo wir aufgehoert hatten. Diesmal zahlten wir acht Euro fuer unseren Bungalow, hatten aber auch definitiv keine Tierchen. Zu unserem grossen Enstetzen regnete es sogar eines Morgens, den letzten Regen hatten wir in Ungarn, also vor gut anderthalb Monaten. Es wird auch ein bisschen kaelter, nur noch 21 Grad statt 25. Zeit weiter nach Sueden zu ziehen.
Wir werden uns jetzt langsam die Kueste runterarbeiten und in ein paar Tagen schon sind wir in der Tuerkei....

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Dienstag, 13. September 2011

Ein Tag am Meer

09.09.2011 - 13.09.2011
2. Mai

Das Wetter ist momentan bombastisch. Sonnenschein und strahlend blauer Himmel. Wie schon im letzten Blog erwaehnt zelteten wir direkt am Wasser. Ideale Bedingungen fuer einen faulenzer Tag am Strand. Zum faulsein gehoert eigentlich auch ausschlafen. Nun knallte aber die Sonne schon um sieben aufs Zelt, um acht fuehlte man sich wie in der Sauna. Also wars nix mit ausschlafen, da hilft nur eins, eine Runde schwimmen im Meer.
Nach dem Fruehstueck verfielen wir wieder in unseren komatoesen Strandzustand. Doesen, lesen, schwimmen.....Gegen zwei plagte uns dann der Hunger und ausserdem hatte es angefangen ganz fies zu winden.
Wir beschlossen dem Nachbarort, Vama Veche, einen Besuch abzustatten. Angeblich der einzige alternative Ort an der ganzen Schwarzmeerkueste. Tatsaechlich laeuft hier Rockmusik in den Kneipen, man sieht sogar Maenner mit langen Haaren und Flower Power Busse :-)
Genuesslich tranken wir ein Bierchen und beobachteten das Treiben. Kurze Zeit spaeter wollte uns ein Hippie seltsame, selbstgemachte Broschen verkaufen. Wir hatten ihn gerade abgewimmelt, schon kam der naechste. Ein Mann gesellte sich zu uns und berichtete von seinem sehr dramatischen Leben. Im Gegenzug wollte er ein Bier spendiert haben. Mit einigen Muehen wurden wir ihn los. Kaum war er weg kam schon der, oder besser gesagt die Naechste. Diesmal sollten wir uns ein Handy zulegen. Das reichte, wir fluechteten schnell wieder an unseren Normalostrand. Dort bekamen wir dann Besuch von unserem rumaenischen Nachbar, seine Freundin hatte schlimme Kopfschmerzen, gerne halfen wir weiter und gaben ihm ein paar von unseren Paracetamoltabletten. Unser sehr netter franzoesischer Nachbar gesellte sich dann zu uns. Er fuhr am naechsten Tag weiter und schenkte uns zum Abschied eine Stirnlampe. Am Abend beobachteten wir wie unsere Kopfschmerz Nachbarn hilflos im dunkeln rumtappten und gaben ihnen die Lampe weiter, wir haben schliesslich schon jeder eine und die zwei schienen ganz und gar nicht gewappnet fuers Camping leben.
Daraufhin brachte uns unserer anderer rumaenischer Mitzelter einen Sack Aepfel vorbei. Er schien sehr besorgt um unsere Zukunft, hinterliess uns seine Visitenkarte falls wir mal Hilfe braeuchten und warnte uns eindringlich vor den Bulgaren - alles Abzocker - und vor den Tuerken - alles Muslime und die PKK.
Erschoepft beschlossen wir schlafen zu gehen. Ausnahmsweise wurden wir in der Abenddaemmerung nicht von Moskitoschwaermen attackiert. Wir wollten die Gelegenheit nutzen um die Nacht unter freiem Himmel zu verbringen. Dabei hatten wir die ueblichen Campingplatzhunde vergessen. Sie waren zwar nett und suess und wir haben gerne unser Abendessen mit ihnen geteilt aber das Gesicht abgeschleckt zu bekommen wenn man gerade am eindoesen ist, ist dann doch zuviel des Guten.
So landeten wir dann ganz schnell wieder im Zelt, bereit fuer neue Abenteuer....

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Freitag, 9. September 2011

Genug ist genug

04.09.2011 - 09.09.2011
Constanta

Es ist vollbracht. Nach 4694 km haben wir Constanta am schwarzen Meer erreicht. Seit Belgrad haben wir keinen Pausentag eingelegt, dass heisst fast 1200 km in 14 Tagen.Constanta hat ca. 500000 Einwohner und ist der groesste Badeort Rumaeniens. Ein krasseres Gegenstueck zur rumänischen Pampa kann man sich kaum vorstellen. Am Strand reiht sich Hotel an Hotel und durch die Strassen fahren fette Autos. Unser Campingplatz ist nicht besonders schön, hat aber heisse Duschen und es sind nur 50 m bis zum Strand, der im übrigen auch nicht schoen ist. Unsere Körper streikten kurzzeitig und weigerten sich auch nur einen Schritt zu viel zu tun. So verbrachten wir die ersten 48 Stunden komatoes am Strand. Pflichtbewusst wie wir sind besuchten wir dann noch Constanta, sicherlich kein Highlight aber immerhin gibt es dort einen DM.
Ursprünglich war der Plan bis nach Tulcea zu fahren, dem offiziellen Ende des Donauradweges. Das bedeutet einen Umweg von 300 km aber laut unserem bikeline sollte man das Donaudelta auf gar keinen Fall verpassen. Halbwegs erholt fuhren wir los, erstmal ewig durch Industriegebiet und dann hatten wir auch noch Gegenwind. Nach 20 km reichte es mir, mein armes Fahrrad landete im Strassengraben. Till war auch nicht begeistert. Wir kehrten wieder um. Aus unerklärlichen Gründen hatten wir auf der Rückfahrt auch Gegenwind, der Tuerkpassat ist uns nicht vollgesonnen.
Wir schliefen nochmal in Constanta und radelten am nächsten Morgen weiter, diesmal in die richtige Richtung. Der Tuerkpassat machte uns das Leben weiter schwer. Meine Stimmung sank zunehmend, mich überkam das beklommene Gefühl dass wir den schönsten Teil unserer Reise schon hinter uns hatten. Ich überlegte wie ich Till überreden konnte den Bus zu nehmen. Drei Stunden später waren wir auf einem Topcamping direkt am Strand gelandet, ich badete im Meer und die Fahrradreise war die beste Idee meines Lebens.
Natürlich konnten wir ein so schönes Plätzchen nicht gleich wieder verlassen und wir legten prompt zwei Pausentagen ein.

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Sonntag, 4. September 2011

Tour de Walachei

25.08.2011 - 04.09.2011
Vrancea - Balta Verde - Cetate - Carna - Corabia - Zimnicea -
Giurgiu -Oltenita - Galita - Pietreni

Über den Derdap Stausee kamen wir nach Rumänien. Laut Till war der Grenzuebergang wie in einem Ostblock James Bond. In kleinen Zollhäuschen sassen Beamte in hässlichen Uniformen und noch hässlicheren Frisuren. Riesenstau, manch Auto wurde komplett auseinandergenommen. Wir wurden an der Schlange vorbei gewunken und hatten ratz fatz die Grenze passiert.
Wir mussten erstmal durch eine recht große Stadt mit viel Verkehr. Voller Begeisterung entdeckten wir einen Lidl, den es in Serbien nicht gab, und deckten uns mit unserem heissgeliebten Master Crumble Muesli ein.
Nun konnte nichts mehr schiefgehen, auf einer kleinen Landstrasse in katastrophalem Zustand fuhren wir weiter. Unerwarteterweise fanden wir sehr schnell einen super Zeltplatz an der Donau.
Kurz bevor wir ins Bett wollten bekamen wir dann unerwarteten Besuch, die Borderpolice. Lange wurden unsere Pässe studiert, dann unsere Daten in ein mysteriöses schwarzes Buch aufgeschrieben und ohne weiter Erklärungen zischten die zwei Beamten wieder ab.
Am nächsten Tag hatten wir gerade dreißig Kilometer hinter uns als wir von einem weissen Seat gestoppt wurden. Heraus stieg Marius, ein 28jaehriger Rumäne der in Deutschland arbeitet und uns auf eine Cola zu sich einlud. Eine Stunde später fand sich Till auf der Baustelle seines Bruders wieder und half beim einbauen einer Pumpe in einen Brunnen. Ich blieb derweil bei seiner Frau Alina und den zwei Kindern Lukas (anderthalb) und Markus (20 Tage). Wir gingen in den Garten ihrer Eltern, sammelten dort Gemüse fürs Mittagessen und kochten einen Rieseneintopf. Die Männer kamen zurück wir assen und wurden eingeladen über Nacht zu bleiben. Marius spricht sehr gut deutsch und konnte uns viel über sein Leben, sein Dorf und Rumänien erzaehlen. Momentan lebt die Familie in dem hundert Jahre alten Haus seiner Mutter. Noch diesen Monat soll es abgerissen werden und ein Haus nach deutschem Vorbild mit Fussbodenheizung und Luxusbad gebaut werden. Dazu muss man wissen dass es kein fließendes Wasser und kein Kanalisationssystem gibt wie in den meisten Dörfern dieser Gegend. Das Wasser muss aus dem Brunnen geholt werden und im Garten dient ein Loch im Boden als Klo. Wir waren völlig überrascht solche Bedingungen vorzufinden, in einem Land das immerhin zur europäischen Union gehört. Für uns ist fließendes Wasser so selbstverständlich wie die Luft zum atmen. Ein großer Teil der männlichen Dorfbewohner scheint in Spanien, Italien und Deutschland sein Geld zu verdienen um sich dann nach und nach Haus und Auto in der Heimat leisten zu können. Arbeitsplätze sind hier rar und die Bezahlung schlecht.
Den restlichen Teil des Tages verbrachte Till auf der Baustelle, lernte bei der Gelegenheit das halbe Dorf kennen, bekam ungefähr zehn Hausführungen und genausoviel Bierchen.
Geschlertertrennung scheint in unserer Gastfamilie eine wichtige Rolle zu spielen. Ich blieb bei Frau und Kindern. Da Alina kaum deutsch spricht und ich kein rumänisch lächelten wir uns nett an, spielten mit den zwei Jungs und warteten auf das starke Geschlecht.
Als unsere Männer um zehn endlich nach Hause kamen war es Zeit zum Abendessen. Der Nachbar kam spontan mit selbsgefangenem Fisch vorbei und es wurde beschlossen diesen noch zu grillen. Um zwei landeten wir todmüde im Bett.
Der arme Marius musste am nächsten morgen um sieben auf die Baustelle. Wir schliefen ein wenig länger und fuhren dann mit einem halben Kilo Fetakaese bepackt weiter.
Die Landschaft ist ziemlich eintönig, weite steppenartige Flächen die nur zum Teil landwirtschaftlich genutzt werden, alle fünf bis sechs Kilometer durchquert man ein Dorf. Die Orte sind sehr langestreckt und bieten eine nette Abwechslung. Das Leben spielt sich viel draußen ab, viele Leute winken einem zu und die Kindern testen ihr englisch an uns aus. Wie uns berichtet wurde halten uns die Einwohner wohl für Freaks. Wir können das gut nachvollziehen, ab und an fragen wir uns auch welcher Teufel uns geritten hat unser gemütliches zu Hause zu verlassen um diese Reise zu unternehmen. Der Verkehr auf den Strassen ist ziemlich gering, man sieht mehr Pferdekutschen als Autos.
Auch die Rumänen sind sehr freundlich und offen, dadurch hatten wir oft die Gelegenheit uns mit den Einheimischen zu unterhalten. Jeder Einzelne hat die Korruption beklagt und die Schwierigkeit sich eine eigene Existenz aufzubauen. Ein Polizist berichtete sein Gehalt nach der Ausbildung betrage gerade mal 400 Euro. Viele sehen ihre einzige Chance darin im Ausland zu arbeiten. Trotzdem äußerten die meisten, gerne in ihrem Land zu leben. Immer wieder wurde uns auch gesagt dass wir den falschen Teil Rumäniens besucht hätten, Transsylvanien und die Karpaten seien viel interessanter.Ungefähr alle 80 - 100 Kilometer trafen wir auf eine größere Stadt und auch auf die Donau. Unsere Hoffnung am Ufer zelten zu können erwiesen sich als Trugschluss. Alles mit Häfen und zum Teil verfallenen Industrieanlagen zugemauert. Zelten erwies sich als komplizierte Angelegenheit und wir hatten einige skurrile Nachtlager. So verbrachten wir eine Nacht inmitten von Fabriken gegenüber der bulgarischen Großstadt Ruse. Dort besuchte uns die Borderpolice nochmal, sie kamen mit dem Boot und waren sichtlich verdutzt uns dort anzutreffen. Ein andermal schliefen wir bei einem Schafhirten. Geruhsamere Nächte hatten wir im orthodoxen Kloster und im Büro eines Großgrundbesitzer. Dieser war überaus gastfreundlich, brachte uns Fruehstueck und fuehrte uns ueber sein Grundstueck.
Je naeher wir Constanta kamen destso groesse wurden die Strassen und die Autos und es gab weniger Pferdekutschen.
Wie waehrend unserer ganzen Reise hatten wir viel Glueck mit den Menschen denen wir begegneten . Trotzdem war es zum Teil ziemlich anstrengend und zum erstenmal stiessen wir an unsere Grenzen.

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Mittwoch, 24. August 2011

Der Donaudurchbruch

21.08.2011 - 24.08.2011
Osipaonica - Veliko Gradiste - Mala Orlova - Dubova

Mit Novi Sad und Belgrad hatten wir zwei der groessten serbischen Staedte kennengelernt. Nun bekamen wir auch einen Einblick in das Landleben. Schon beim verlassen der Hauptstadt hat man das Gefuehl in eine andere Welt einzutauchen. Die Haueser werden kleiner und bunter, das Treiben wuseliger. In den Doerfern scheint die Zeit stillzustehen. Alles wirkt langsamer und entspannter, niemand scheint es eilig zu haben. Es ist heiss, auch wir fuehlten uns traege und lethargisch.
Vielleicht haette ich die Strecke vor dem losfahren studieren sollen, ich dachte naemlich entlang der Donau waere es flach. Nicht in Serbien, es ist huegelig und wir kamen ordentlich ins schwitzen. Eines Tages wurden wir von ein paar Leuten eingeladen in ihrem Garten Pause zu machen. Wir waren zu dem Zeitpunkt ziemlich fertig, um uns aufzumuntern boten sie uns Bier an. Es schmeckte koestlich, allerdings war ich danach total ausgenockt und wir kamen nicht mehr besonders weit.
Auch keine gute Idee ist Fahrradfahren mit Flip Flops. Ich fand es zwar sehr bequem, leider hielten sie aber der Belastung nicht stand und gingen kaputt. Ich konnte sie mit Sekundenkleber retten, muss seitdem aber wieder in Turnschuhen schwitzen. Das gute daran ist dass der Gestank unserer Fuesse und Socken beim wildcampen allzu neugierige Menschen fernhaelt.
Langsam kaempften wir uns durch Serbien. Zum Glueck ist es landschaftlich wunderschoen. Stellenweise gleicht die Donau einem See. Langsam naehert man sich dem Donaudurchbruch, es wird felsiger und die Donau enger. Wir sind uns beide einig dass dieser Teil bisher der eindrucksvollste Abschnitt unserer Reise war.
Nicht nur die Landschaft begeisterte uns, auch von den Menschen waren wir sehr angetan. Herzlich, hilfsbereit und offen. Kein einziges Mal fuehlten wir uns unwohl.

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Sonntag, 21. August 2011

Belgrad

16.08.2011 - 21.08.2011
Belgrad

Nach Novi Sad erwartete uns gleich die naechste Grosstadt,
Belgrad. Belgrad hat eine ziemlich interessante Geschichte hinter sich. Historiker haben errechnet, dass seit der Antike der Ort vierzigmal erobert und das heisst fast immer zerstoert worden ist. Alle moeglichen Leute waren schon hier: Griechen, Kelten, Roemer, Awaren, Bulgaren, Ungarn, Oesterreicher und die Osmanen. Die Stadt lag jahrhundertelang im Spannungsfeld zwischen Okzident und Orient, Christentum und muslimischer Welt, Mitteleuropa und Balkan (zitiert aus dem Donaukreuzfahrt Reisefuehrer vom Trescher Verlag, heutzutage muss man ja vorsichtig sein mit seiner Quellenangabe).
Tatsaechlich fuehlt man sich mit einem Bein im Westen und dem anderen im Osten. Die Fussgaengerzone mit den ueblichen Geschaeften ist hier zu finden und auch das Touriviertel mit schicken Restaurants. Gleichzeitig Plattenbauten, Verkehr und smog. Baufaellige Haeuser neben Nobelboutiquen, Mercedes S-Klasse neben Trabant, entlang der Donau Restaurants, Bars und Clubs. Belgrad ist sichtlich eine aufstrebende, im Wandel begriffene Stadt.
Uns gefiel es sehr gut und wir verbrachten eine entspannte Tage.
Zum Abschluss noch ein Hinweis aus einer Touristenbroschuere:
Belgrad gilt als sichere Stadt. Es gibt keinen Stadtteil indem sich eine Frau nachts unsicher fuehlen muesste. Allerdings sollte man sich vor herabfallende Steine von baufaelligen Gebaeuden in acht nehmen und vor Hundescheisse auf den Gehwegen.

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Mittwoch, 17. August 2011

Lance goes Serbian Postal

Wir wollten aus Novi Sad ein Packet nach Deutschlan schicken. Natuerlich fiel uns dass am morgen unserer Abreise ein. Mir viel Muehe verklebte Till das Paeckchen mit viel Klebeband.
Mit bepackten Fahrraedern fuhren wir vor das Postamt. Till, in Lance Montur, verschwand in dem imposanten Gebaeude. Ich setzte mich auf eine Parkbank und las in meinem Buch. Als er nach zwei Kapiteln nicht wieder erschienen war fing ich an mir Sorgen zu machen. Endlich tauchte er sichtlich genervt wieder auf, aber nur um im Nebengebaude wieder zu verschwinden. Ich las weiter und freute mich heimlich Till als offiziellen Postbeauftragten ernannt zu haben.
Eine dreiviertel Stunde spaeter war die Tat vollbarcht.
Hier seine Postodysee: Als erstes zueckte eine muerrische Beamtin ihr Teppichmesser und nach zehn Sekunden war das Verpackungswerk zerstoert. Der Inhalt musste in einen dafuer vorgesehenen Plastiksack. Danach mussten zahlreiche Formulare ausgefuellt werden, auf serbisch und warum auch immer, auf franzoesich. Da Lance diese beiden Sprachen fliessend beherrscht stellte dies kein groesseres Problem dar.
Im zweiten Gebaeude gab es Schwierigkeiten mit dem Absender. Eine deutsche Adresse ging gar nicht. Eine serbische auch nicht da man dafuer zwei Wochen am selben ort verbracht haben muss. Der Chef musste her. Nach einigen Diskusionen wurde dann schliesslich die Adresse unseres Hostels angegeben und das Packet konnte seine Reise in die Heimat antreten. Jetzt bleibt nur noch zu hoffen dass es auch heil ankommt....
Im allgemeinen scheint es in Serbien noch einige Organisationsprobleme zu geben. Die Muellentsorgung waere zum Beispeil noch verbesserungsfaehig. Man sieht auch recht viele streunende Hunde und Hundeleichen am Strassenrand. Ob es jetzt daran liegt dass hier mehr hunde ueberfahren werden weiss ich nicht. Es scheint sich aber niemand verantwortlich zu fuehlen diese zu entsorgen. Als Fahrradfahrer freut man sich dann ueber denn Gestank.

Dienstag, 16. August 2011

Novi Sad: Eine Uebrraschung

12.08.2011 - 16.08.2011
Novi Sad

Am naechsten Tag fuhren wir ein paar Kilometer und kamen in Novi Sad an, der zweitgroessten Stadt Serbiens. Da es hier keinen Campingplatz gibt wollten wir hier nur ein paar Stunden verbringen und dann weiterradeln. Spontan beschlossen wir Mr. Google zu befragen ob wir uns nicht doch ein Hostel leisten koennten.
So landeten wir im Hostel Mali. Es gibt Menschen und Orte die man sieht und sofort weiss dass man sie moegen bzw. sich dort wohlfuehlen wird. So erging es uns mit Natalie und ihrem Hostel. So erging es unsauch mit Novi Sad.Novi Sad ist nicht unbedingt eine schoene Stadt. Gut, es gibt ein paar Kirchen, Museen und die Festung Petrovaradin. Immerhin eine der groessten Festungen Europas, dort findet uebrigens auch das Exit Festival statt, eins der groessten Festivals Europas. Aber das alles macht nicht den Charme dieser Stadt aus. Bemerkenswert ist dass dieser Ort vor Leben und Energie sprueht. Im Zentrum sind unglaublich viele Restaurants, Kneipen und Cafes welche auch zu jeder Tageszeit und bis spaet in die Nacht gut besucht sind. Geht man zum Donaustrand kommt man sich mit ein wenig Fantasie vor wie am Meer. Und auch hier ueberall Menschen. Man fragt sich wo die alle herkommen und ob hier niemand arbeiten muss. Als Touristen fuehlt man sich wie ein willkommener Gast, ein teil des geschehens, man gehoert dazu und sticht nicht aus der Masse.
Wir unternahem nicht sehr viel in Novi Sad. Wir spazierten in der Gegend, tranken hier und dort mal einen Kaffee und abends Bier, quatschten mit Natalie und verbrachten viel Zeit lesend im Ayde Park. Ayde heisst soviel wie los gehts und wird in jedem dritten Satz benutzt. Wir dachten an meinen Bruder Philippe und seine bulgarische Frau Krassi aus deren Wortschatz dieses Wort wohl auch nicht wegzudenken ist.
Bisher fuehlten wir uns in keiner Stadt so wohl. Das stimmte uns nachdenklich. Im Rahmen des Kosovo Krieges wurde Novi Sad bombadiert, die drei donaubruecken zerstoert und die Oel Raffinerie beschaedigt. Aufgrund des Krieges und des bis vor kurzem anhaltenden Wirtschaftsembargos ist Serbien auch ein eher armes Land. Das passt fuer uns nicht zusammen.
Vielleicht zeigt das aber auch das es nicht nur Schwarz oder Weiss gibt und die Dinge oft vielschichtiger sind als man denkt. Wir unterhielten uns mit Natalie darueber. Sie meinte dass die bewohner genug haetten vom Krieg und sonstigen Problemen und nun das Leben geniessen und Party machen wollten.

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Freitag, 12. August 2011

Erste Eindruecke aus Serbien

11.02.08 - 12.08.2011

Futog


Huegelig ging es rein nach Serbien. Ich kam morgens nicht gleich in die Gaenge und Till nutzte die Gelgenheit um unsere Tour de France Namen zu aendern. Er wollte nicht laenger Tony Rominger, einer der haesslichstem Tour Fahrer aller Zeiten, sein. So wurde er zu Lance Armstrong und ich wurde Jan Ullrich, weil ich seinen Attacken im Hang nix entgegenzusetzen hatte. Er dachte wohl mich damit zu demoralisieren aber weit verfehlt. Ich trage den Name Jan Ullrich mit Ehre!
Lance passierte also als erster die Grenze. Wieder wurden wir in Kroatien aus und in Serbien eingestempelt. Man fragt sich ja ob es eine Regel fuer Grenzbeamten gibt, die ihnen vorschreibt grimmig und gleichzeitig gelangweilt und genervt dreinzuschauen.
Wir verknuepfen mit Serbien vor allem Berichte aus dem Krieg welche meist negativer Natur waren. Wir nahmen uns vor unvoreingenommen zu sein und uns unser eigenes Bild zu machen.
Wir hatten aber erstmal ein ernsthaftes logistisches Problem. Keine serbischen Dinat und nichts zu essen, selbst unser Snickersvorrat war leer. Lance hatte solchen Hunger dass er Birnen klaute.Dummerweise hatten wir naemlich die bikelineversion durch verschlafene Doerfer gewaehlt, eigentlichh haetten wir uns denken muessen dass es da auch keine Bankautomaten gibt.
Zum Gluck haben wir fuer solche Faelle einen Eurovorrat. Wir fanden einen kleinen Laden der uns das Geld wechselte. Die Leute waren sehr hilfsbereit und nett und versuchten gar nicht aus unsere Notsituation Profit zu schlagen. Ich ging dann im Minidorfladen einkaufen und war entsetzt. Die Haelfte der Flaeche wurde von einer sehr reichhaltigen Fleischtheke eingenommen aber es gab ueberhaupt keinen Kaese, Snickers auch nicht.
Dafuer Hasselnnusspaste, Coca Cola und Schokoladenmilch. Gestaerkt radelten wir weiter und suchten ein Plaetchen fuer unser Zelt. das erwies sich als komplizierter als erwartet, an jedem freien Donaustueckchen sass ein Serbe und angelte. Irgendwann wurden wir dann fuendig. Wir hatten unseren privaten Donaustrand mit echtem Sand. Nur mit dem Froeschem mussten wir teilen.
Uebrigens ist in Serbien das erste Land das wir durchqueren in dem wildcamping legal ist.

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Donnerstag, 11. August 2011

Auf einen Schnaps

Eigentlich schlafen wir aus prinzipiellen Gruenden nicht in Pensionen. Aber es gibt viele Dinge die ich eigentlich nicht tue. Rauchen zum Beispiel oder im Ausland in deutschen Discountern einkaufen die den Tante Emma Laeden in den Doerfern das Leben schwer machen. Apropos deutsche Ketten. DM gibt es hier auch ueberall. Zu Hause fand ich diesen Laden nie besonders toll. Ich war zwar oefter dort einkaufen aber ohne grosse Begeisterung. Seit neustem faellt es mir schwer an einem DM vorbeizulaufen ohne wenigsten kurz reingeschnuppert zu haben. Ich gucke mich um und ueberlege was ich denn so kaufen koennte wuerd icht nicht gerade mit dem Fahrrad durch Osteuropa fahren. Till findet dass bedenklich.Aber zurueck zu den Pensionen. Wir fuhren durch ein kroatisches Dorf und ueberlegten ob wir nicht am Flussufer wildcampen koennten.Da winkte uns eine Frau froehlich zu und lud uns zum Schnapstrinken ein. Nicht ganz ohne Hintergendanken. Sie ist gerade dabei eine Pension aufzubauen, naechste Woche ist der offizielle Eroeffnungstermin. Wir sollten als Generalprobegaeste herhalten.
Beim Anblick des Bettes mit frischbezogener Waesche wurden wir weich. Unsere Schlafsaecke haben naemlich einen interessanten Geruch entwickelt.
So ist das eben mit den Prinzipien....
Weils so schoen war machen wir Werbung. Vielleicht faehrt ja mal jemand mit dem fahrrad dort vorbei. Ein Stop dort lohnt sich auf jedenfall:
Frau Pejic Zorica
ul. Brune Busica 11
32233 Opatovac
tel. : 0992000686

Stippvisite in Kroatien

10.08.2011 - 11.08.2011

Bilje - Opatovac

Um nach Kroatien zu gelangen mussten wir unsere erste "echte" Grenze ueberqueren. Beim verlassen Ungarns kontrollierte ein gelangweilter Zollbeamte unsere Paesse. Zehn Meter weiter, an der kroatischen Grenze, wiederholte ein genauso gelangweilter Beamte den Vorgang und wir bekamen endlich einen Stempel in den Reisepass. Es ging durch huegeliges, landwirtschaftliches Gebiet und vorbei an unterschiedlich grossen Doerfern. Da der Buergerkrieg nicht allzu lange her ist machten wir uns schon im vorraus so unsere Gedanken und betrachten Kroatien sicherlich aus einem etwas anderen Blickwinkel. Es faellt schon auf, dass es hier sehr viele verfallene Haueser gibt. Teilweise stehen ganze Bauernhoefe leer. Ein befremdlicher Gedanke ist sich vorzustellen dass alle Leute in unserem Alter schon einen Krieg miterlebt haben. Wir fuehlten uns ein wenig befangen. Als es nun an der Zeit war einen Zeltplatz zu suchen gingen wir vorsichtiger voran als sonst. Ausserdem fuhren wir staendig an Schildern vorbei die vor Landmienen warnen. Schliesslich entdeckten wir einen Fluss der als Angelgebiet ausgewiesen war. Tatsaechlich waren auch sehr viele Leute am Angeln. Kurzerhand stellten wir dort unser Zelt auf. Die Angler ignorierten uns dann voellig aber wir fuehlten uns trotzdem sicher. Am naechsten Morgen fuhren wir dann nach Ossijek, einer recht grossen Stadt (115 000 Einwohner). Hier herrschte eine sehr angenehme Stimmung. Wir gingen auf dem Markt einkaufen und Kaffee trinken und beobachteten dass bunte Treiben. Ossijek hat im Buergerkrieg einiges mitgemacht, wurde aber fast komplett wieder aufgebaut. Nicht so Vukovar, unser naechster Halt. Die Stadt wurde mehrere Monate belagert und bombadiert. Man sieht noch viele beschaedigte Haueser, diese stehen dann teilweise neben nagelneuen, modernen Komplexen. Wir fragten uns wie es wohl ist in so einer Stadt zu leben aber wahrscheinlich gewoehnt man sich irgendwann an den Anblick. Morgen ueberqueren wir die serbische Grenze. Schade, auch Kroatien haetten wir gerne besser kennengelernt.

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Montag, 8. August 2011

Es gibt einen Campingplatz in Mohacs

04.08.2011 - 09.08.2011
Szigetcsep - Ordas - Mohacs

Mohacs ist der letzte grössere Ort vor der kroatischen Grenze. Das Gewicht haelt sich hartnaeckig dass es entlang der Strecke in Kroatien, Serbien und Rumaenien sehr wenige Campingplaetze gibt.
Wir hatten in Budapest unser Budget bis aufs aeusserste strapaziert und sind seitdem auf Sparflamme unterwegs. Am meisten Geld spart der, der in der Natur schlaeft. Wildcampen hat zwar einen gewissen hippie-coolness-Faktor birgt aber auch so manche Nachteile. Man kann sich nur im Fluss waschen, auch das sicherlich romantisch aber ohne den Sauberkeitseffekt einer Dusche. Man muss die "open Toilette" benutzen (indischer Wortlaut für: Kack in die Natur). Man kann seine Trinkwasser- und Klopapiervorraete nicht auffüllen. Das Gras ist nicht gemaeht. Das heisst viel mehr süsse kleine Tierchen überall, z. B. Schnecken die gerne über unser Zelt kriechen und eine übelriechende Schleimspur hinterlassen. Wir wollten also nochmal die Vorteile eines Campingplatzes nutzen. Laut unserem Freund und Helfer, dem bikeline, sollte es in Dunafalva einen geben. Gab es aber nicht. Ich zitiere: Du kannst zelten am Strand. Zelten wild, verstehst du? Machst du gut. Der Strand war aber mit ungarischen Jugendlichen überbevölkert. Wir suchten uns unseren privaten machst du gut wildcampingplatz und hofften auf Mohacs. Dort gab es dann tatsaechlich einen echten Camping mit Toilette und heisswasser Dusche. Wir kamen früh an da wir nur zehn Kilometer entfernt geschlafen hatten. Unser Plan war es kurz unsere Sachen in Ordnung zu bringen und dann zu relaxen. Till, als offizieller Fahrradbeauftragter, beschloss dass es Zeit war die Bremsbacken zu wechseln. Das entpuppte sich als wesentlich komplizierter als erwartet und kostet viel Zeit und Nerven. Der Erholungseffekt war hin. Wir fühlten uns immer noch nicht bereit für Kroatien und beschlossen noch einen echten Pausentag im sehr entspannten Mohacs zu verbringen.

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Donnerstag, 4. August 2011

Das Leben ist schön

Manchmal passiert es tatsaechlich das Traeume wahr werden. Heute abend war so ein besonderer Moment. Wir hatten einen sehr tollen Platz für unser Zelt gefunden, direkt an der Donau, die Sonne schien, weit und breit kein Mensch. Ich wusch mich und meine Waesche im Fluss und freute mich des Lebens. Da wurde mir klar dass ich mir unsere Reise genauso ertraeumt hatte.
Der Streckenabschnitt in Ungarn ist nun bald zu Ende. Schade! Gerade hatten wir uns an die Forintscheine gewöhnt.
Wenn man reist ist man darauf angewiesen auf nette, wohlwollende Menschen zu treffen. Vor allem wenn man mit dem Fahrrad unterwegs ist und kein Wort der Landesprache versteht. Ich hatte vor unserer Abreise einige Zeitungsartikel gelesen in denen von haeufigen Rechtsradikalen Ausschreitungen in Ungarn die Rede war. Ich erwartet ein intolerantes und unfreundliches Volk. Wir erlebten das Gegenteil. Die Menschen die wir trafen waren sehr hilfsbereit und zuvorkommend. Da war einmal die Verkaeuferin im Dönerladen die wir nach einem Campingplatz fragten und die für uns googlete, dann der aeltere Fahrradbegeisterte Herr der uns mit seinem Rad den Weg zeigte, der Obstverkaeufer der uns Pfirsiche schenkte weil wir viel Vitamine brauchen.... Auch die Dörfer stecken voller Leben, Blumen ueberall, grösstenteils sehr gepflegt. In jedem noch so kleinem Popeldorf gibt es mindestens einen Laden und eine Kneipe. Natürlich sieht man auch hier verfallene, verlassene Bauernhöfe aber viel weniger wie wir in manchen Teilen von Deutschland oder Tschechien gesehen haben.
Es ist klar dass wir nur einen kleinen Teil des Landes besucht haben und auch nur berichten können was wir von unseren Fahrraedern aus wahrnehmen.

Montag, 1. August 2011

Regen in Ungarn

23.07.2011 - 02.08.2011

Petronell - Halaszi - Tata - Esztergom - Szentendre - Budapest

Wir dachten eigentlich unsere nächsten Etappe würde abenteuerlicher werden, schließlich verliessen wir Österreich, dieses saubere und geordnete Land. So kann man sich täuschen. Erstmal mussten wir uns entscheiden, rechts oder links von der Donau - Slowakei oder Ungarn. Unser Bikeline schwärmte so für die Sehenswürdigkeiten auf der ungarischen Seite, dass wir ihm vertrauten und auf der linken ungarischen Seite blieben.

Wir liessen sogar Bratislava links liegen und sahen es nur vom anderen Ufer. Sieht durchaus schön aus aber nach 5 Tagen Wien hatten wir genug von Großstadt. Wenn man länger reist besteht irgendwann die Gefahr dass sich nur noch ein Ort an den nächsten reiht und das Gehirn nicht mehr hinter herkommt mit dem Aufnehmen von neuen Bildern und Informationen. Wir hatten diesen Punkt erreicht und wollten mal nen bisschen stumpfsinnig vor uns hinradeln und in der Natur rumgurcken. Außerdem wollten wir vorrankommen. Wir hatten also ein 20 Kilometer Gastspiel in der Slowakei und überquerten dann die Grenze. Mir war etwas mulmig zumute, die Heimat entfernte sich immer mehr..... Zu unserer grossen Freude wurden wir von einem Euro 6 Radwegschild begrüsst. Der Euro 6 fängt an der Atlantikküste an und endet am Schwarzenmeer. Das Wetter war immer noch nicht besser, man kam sich eher vor wie im Herbst, es hatte sogar nur 14 Grad. Der Radweg verlief meist entlang der Strasse aufallend war das alle Ortsnamen auch auf deutsch dastanden. Wir sahen einen Trabi und gingen Sonntags im Lidl einkaufen. Also eigentlich bin ich total dagegen dass sich deutsche Discounter überall breit machen aber Till und ich haben eine Sucht für das Master Crumble Muesli aus dem Lidl entwickelt. Das muss sein, Prinzipien hin oder her. Wir wollten eigentlich das schöne Städtchen Mosonmagyarovar besuchen aber im Regen machte das keinen Spass. Wir beeilten uns auf einen Campingplatz zu kommen und verbrachten den rest des Tages im Zelt.
Am nächsten Morgen war das Wetter immer noch nicht besser. Ich weiss ich red viel über das Wetter aber das ist nunmal wichtig. Beim Radfahren ist ein wenig Regen ja nicht schlimm aber wir sind ja ständig draußen. Das heisst dass unsere sonst so heilige Mittagspause momentan in Bushäuschen stattfindet und wir im Zelt Frühstücken und Abendessen. Aber wir machen das ja alles freiwillig und wollen uns deshalb nicht allzu laut beschweren. An diesem Tag waren wir total in Form, wir fuhren und fuhren schön entlang der Strasse unseren Euro 6 Schildern folgend. In der recht grossen Stadt Giyor liessen sie uns dann im Stich, wir brauchten ewig um da rauszukommen und die Ungarn konnten uns auch nicht weiterhelfen. Der Weg führte dann auch noch durch das Industriegebiet, wir traten in die Pedale.
Das ist manchmal nicht ganz so schlau, wir waren der falschen Strasse gefolgt. Das stellte sich als nicht so dramatisch raus, wir konnten wieder auf den Euro 6 Radweg poppen nur über eine andere Route. Das dauerte ein Weilchen und wir schlugen unseren Rekord, der liegt nun bei 110 Km. Als Belohnung kam dann abends die Sonne noch kurz raus. Für die nächste Etappe konnten wir uns entscheide, entweder entlang der Donau, einer stark befahrenen Strasse oder die Berge. Nach dem Moldauradweg macht uns das keine Angst mehr, wir legten eine kleine Bergetappe ein. Ich glaube selbst nicht dass ich das jetzt schreibe aber mittlerweile macht macht mir das hochfahren sogar Spass. Es lohnte sich auch, bisher unser schönster Abschnitt in Ungarn. Wir kamen nach Esztergom und gönnten uns eine Pausentag. Esztergom ist der Sitz der katholischen Kirche in Ungarn und wird von einer riesigen Basilika beherrscht. Man nennt es auch das Rom Ungarns. Mich lassen Doeme und Kirchen meist kalt aber hier war selbst ich beeindruckt. Das Teil ist einfach sehr imposant. Im Inneren wurden auch Totenköpfe von Märtyrern ausgestellt, mal was anderes. Ansonsten ist das Städtchen sehr entspannt und wir liessen die Seele baumeln, es schien sogar mal die Sonne. Wir hatten es nicht mehr weit bis Budapest, entschlossen uns aber für diese Gegend Zeit zu lassen. Wir sind am Donauknie, dem geschichtlichen und kulturellen Herzen Ungarns. Uns gefiel es auch und wir legten noch einen Stop in Szentendre ein. Danach gings dann ab in die Grossstadt.Eine kleine Katastrophe ist passiert, die Blendensteuerung von Tills Objektiv ist kaputt. Das ist sehr ärgerlich. Zum Glück gibt es in Budapest auch einen kompetenten Canonservice, welcher dieses Problem innerhalb von einem Tag lösen konnte. Ja in Budapest befinden wir uns gerade. Eine wirklich faszinierende Weltstadt, über welche man viel Worte verlieren könnte, es aber doch nicht schaffen wuerde sie zu beschreiben. Also selbst mal hinfahren.