12.09.2011 - 28.09.2011
Ikantalaka - Asparuhovo - Obzor - Aheloy - Krajmorie
Um uns auf unser nächstes Reiseziel einzustimmen hatten wir beide ein Buch von Ilija Trojanow gelesen. Es heißt "Die fingierte Revolution" und zeigt am Beispiel Bulgariens was 1989 und in den Jahren danach geschehen ist. Das Resümee des Autors lautet: Die alte Nomenklatura dominiert nach wie vor überall, die Wirtschaft ist nicht privatisiert, sondern piratisiert, es gibt keine Aufarbeitung der Vergangenheit, statt einer neuen Transparenz herrschen Bestechung und Betrug.Das Buch ist sehr interessant und empfehlenswert, macht einem aber keine Lust in Bulgarien Urlaub zu verbringen.Als Tourist bekommt man von diesen Dingen aber eigentlich wenig mit. Außerdem radelten wir nur entlang der Schwarzmeerküste und die ist wahrscheinlich nicht besonders aussagekräftig.
Wir hatten einen schwierigen Start. Über die E87 gelangten wir ins Land, daß ist eine Fernstraße die bis nach Istanbul führt. Unsere Befürchtung auf eine große stark befahrene Strecke zu treffen erwies sich als unbegründet. Ab und zu raste ein Auto an uns vorbei, sonst quälten wir uns alleine, weit vom Meer und mit Gegenwind durch eine langweilige, wenig besiedelte Gegend. Irgendwann konnten wir dann auf eine Landstraße entlang der Küste ausweichen und wurden für unsere Mühen belohnt. Steilküste, weiße Felsen und mittendrin ein schnuckeliger Campingplatz.
Das wildzelten haben wir für die nächste Zeit erstmal aufgegeben. In Serbien und Rumänien investierten wir soviel Zeit, Energie, Nerven und Extrakilometer in die Suche eines geeigneten Ortes, daß wir erstmal genug davon haben. Außerdem ist es hier so billig und die Campings in so schöner Lage daß sich der Aufwand nicht wirklich lohnt.
Allerdings erlebt man auch manchmal unangenehme Überraschungen. Als ich duschen wollte und den Hahn aufdrehte bemerkte ich einen furchtbaren Geruch nach faulen Eieren. Das Wasser stank! Der Campingfutzi behauptete dann tatsächlich mit dem Wasser wäre alles in Ordnung, er würde es immer trinken. Angeblich kämen die Leute aus der Umgebung extra zum duschen, da es gut für Haut und Haare sei. Da das Bad sehr marode wirkte und in den Duschkabinen Spinnenweben hingen, wagte ich seine Aussage zu bezweifeln.
Am nächsten Tag fuhren wir am Goldstrand vorbei und landeten in Varna.
Das Verkehrsaufkommen wurde deutlich mehr, man sieht erstaunlich viel teure Oberklassewagen deutschen Fabrikats. Grosse Hotels ueberall und Touristen aller Nationalitaeten. Varna gefiel uns trotzdem. Endlich mal wieder ein Internetcafe und leckeren Cappucino. Wir fanden sogar nach langem suchen eine englische Zeitung, die Sofia echo. Die Bulgaren scheinen kein lesebegeistertes Volk zu sein, Buchlaeden sind eine raritaet, dafuer gibt es umso mehr Klamottengeschaefte. Das Wetter weiter super, da dies selbst fuer die hiesigen Verhaeltnisse ungewoehnlich ist nutzten wir die Gelegenheit um noch soviel wie Zeit moeglich am Strand zu verbringen.
Nach einer anstrengenden Bergetappe erreichten wir Nessebar. Wir haben keinen Reisefuehrer und muessen also dem trauen was uns die Leute erzaehlen. Angeblich ist die Stadt die schoensten an der ganzen schwarz Meer Kueste. Tatsaechlich ist alt Nessebar Weltkulturerbe. Man findet hier die Ruinen einer alten Festungsanlage der Thrakier. Ich wollte der Sache auf den Grund gehen und besuchte das archaeologische Museum. Allerdings war ich zu geizig den audio guide zu nehmen und die Erklaerungen waren meist auf bulgarisch. Ich begutachtete also ein paar Terakotta Vasen und wurde nicht viel schlauer.
Was wir beeindruckend fanden ist die Tatschae, dass es geschafft wurde auf engstem Raum die maximale Anzahl an Souvenirlaeden, Boutiquen und Restaurants hinzubauen.
Selbst uns packte da dass Shoppingfieber und stolz erstanden wir zwei Diesel Jeans :-) fuer nur 30 Euro.
Wir wohnten in Aheloy , ein wenig ausserhalb von Nessebar und seinem Sonnenstrand. Sensationellerweise schliefen wir in einem Bungalow direkt am Strand fuer nur sechs Euro pro Tag. Natuerlich keine Luxushuette, Till behauptet eine Maus und Kakerlaken gesehen zu haben. Ich kann das nicht bestaetigen, meine bessere Haelfte meint das liege daran dass ich nur sehe was ich sehen will.... Wie dem auch sei, hier ist der ideale Ort um zu chillen. Man kann am Strand lange, einsame Spaziergaenge unternehmen oder einfach auf der Terasse sitzen und dumm aufs Meer gucken.
Als wir genug davon hatten fuhren wir weiter ins 30 Kilometer entfernte Burgas. Dort machten wir weiter wo wir aufgehoert hatten. Diesmal zahlten wir acht Euro fuer unseren Bungalow, hatten aber auch definitiv keine Tierchen.
Zu unserem grossen Enstetzen regnete es sogar eines Morgens, den letzten Regen hatten wir in Ungarn, also vor gut anderthalb Monaten. Es wird auch ein bisschen kaelter, nur noch 21 Grad statt 25. Zeit weiter nach Sueden zu ziehen.
Wir werden uns jetzt langsam die Kueste runterarbeiten und in ein paar Tagen schon sind wir in der Tuerkei....
Bilder