Mittwoch, 24. August 2011

Der Donaudurchbruch

21.08.2011 - 24.08.2011
Osipaonica - Veliko Gradiste - Mala Orlova - Dubova

Mit Novi Sad und Belgrad hatten wir zwei der groessten serbischen Staedte kennengelernt. Nun bekamen wir auch einen Einblick in das Landleben. Schon beim verlassen der Hauptstadt hat man das Gefuehl in eine andere Welt einzutauchen. Die Haueser werden kleiner und bunter, das Treiben wuseliger. In den Doerfern scheint die Zeit stillzustehen. Alles wirkt langsamer und entspannter, niemand scheint es eilig zu haben. Es ist heiss, auch wir fuehlten uns traege und lethargisch.
Vielleicht haette ich die Strecke vor dem losfahren studieren sollen, ich dachte naemlich entlang der Donau waere es flach. Nicht in Serbien, es ist huegelig und wir kamen ordentlich ins schwitzen. Eines Tages wurden wir von ein paar Leuten eingeladen in ihrem Garten Pause zu machen. Wir waren zu dem Zeitpunkt ziemlich fertig, um uns aufzumuntern boten sie uns Bier an. Es schmeckte koestlich, allerdings war ich danach total ausgenockt und wir kamen nicht mehr besonders weit.
Auch keine gute Idee ist Fahrradfahren mit Flip Flops. Ich fand es zwar sehr bequem, leider hielten sie aber der Belastung nicht stand und gingen kaputt. Ich konnte sie mit Sekundenkleber retten, muss seitdem aber wieder in Turnschuhen schwitzen. Das gute daran ist dass der Gestank unserer Fuesse und Socken beim wildcampen allzu neugierige Menschen fernhaelt.
Langsam kaempften wir uns durch Serbien. Zum Glueck ist es landschaftlich wunderschoen. Stellenweise gleicht die Donau einem See. Langsam naehert man sich dem Donaudurchbruch, es wird felsiger und die Donau enger. Wir sind uns beide einig dass dieser Teil bisher der eindrucksvollste Abschnitt unserer Reise war.
Nicht nur die Landschaft begeisterte uns, auch von den Menschen waren wir sehr angetan. Herzlich, hilfsbereit und offen. Kein einziges Mal fuehlten wir uns unwohl.

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Sonntag, 21. August 2011

Belgrad

16.08.2011 - 21.08.2011
Belgrad

Nach Novi Sad erwartete uns gleich die naechste Grosstadt,
Belgrad. Belgrad hat eine ziemlich interessante Geschichte hinter sich. Historiker haben errechnet, dass seit der Antike der Ort vierzigmal erobert und das heisst fast immer zerstoert worden ist. Alle moeglichen Leute waren schon hier: Griechen, Kelten, Roemer, Awaren, Bulgaren, Ungarn, Oesterreicher und die Osmanen. Die Stadt lag jahrhundertelang im Spannungsfeld zwischen Okzident und Orient, Christentum und muslimischer Welt, Mitteleuropa und Balkan (zitiert aus dem Donaukreuzfahrt Reisefuehrer vom Trescher Verlag, heutzutage muss man ja vorsichtig sein mit seiner Quellenangabe).
Tatsaechlich fuehlt man sich mit einem Bein im Westen und dem anderen im Osten. Die Fussgaengerzone mit den ueblichen Geschaeften ist hier zu finden und auch das Touriviertel mit schicken Restaurants. Gleichzeitig Plattenbauten, Verkehr und smog. Baufaellige Haeuser neben Nobelboutiquen, Mercedes S-Klasse neben Trabant, entlang der Donau Restaurants, Bars und Clubs. Belgrad ist sichtlich eine aufstrebende, im Wandel begriffene Stadt.
Uns gefiel es sehr gut und wir verbrachten eine entspannte Tage.
Zum Abschluss noch ein Hinweis aus einer Touristenbroschuere:
Belgrad gilt als sichere Stadt. Es gibt keinen Stadtteil indem sich eine Frau nachts unsicher fuehlen muesste. Allerdings sollte man sich vor herabfallende Steine von baufaelligen Gebaeuden in acht nehmen und vor Hundescheisse auf den Gehwegen.

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Mittwoch, 17. August 2011

Lance goes Serbian Postal

Wir wollten aus Novi Sad ein Packet nach Deutschlan schicken. Natuerlich fiel uns dass am morgen unserer Abreise ein. Mir viel Muehe verklebte Till das Paeckchen mit viel Klebeband.
Mit bepackten Fahrraedern fuhren wir vor das Postamt. Till, in Lance Montur, verschwand in dem imposanten Gebaeude. Ich setzte mich auf eine Parkbank und las in meinem Buch. Als er nach zwei Kapiteln nicht wieder erschienen war fing ich an mir Sorgen zu machen. Endlich tauchte er sichtlich genervt wieder auf, aber nur um im Nebengebaude wieder zu verschwinden. Ich las weiter und freute mich heimlich Till als offiziellen Postbeauftragten ernannt zu haben.
Eine dreiviertel Stunde spaeter war die Tat vollbarcht.
Hier seine Postodysee: Als erstes zueckte eine muerrische Beamtin ihr Teppichmesser und nach zehn Sekunden war das Verpackungswerk zerstoert. Der Inhalt musste in einen dafuer vorgesehenen Plastiksack. Danach mussten zahlreiche Formulare ausgefuellt werden, auf serbisch und warum auch immer, auf franzoesich. Da Lance diese beiden Sprachen fliessend beherrscht stellte dies kein groesseres Problem dar.
Im zweiten Gebaeude gab es Schwierigkeiten mit dem Absender. Eine deutsche Adresse ging gar nicht. Eine serbische auch nicht da man dafuer zwei Wochen am selben ort verbracht haben muss. Der Chef musste her. Nach einigen Diskusionen wurde dann schliesslich die Adresse unseres Hostels angegeben und das Packet konnte seine Reise in die Heimat antreten. Jetzt bleibt nur noch zu hoffen dass es auch heil ankommt....
Im allgemeinen scheint es in Serbien noch einige Organisationsprobleme zu geben. Die Muellentsorgung waere zum Beispeil noch verbesserungsfaehig. Man sieht auch recht viele streunende Hunde und Hundeleichen am Strassenrand. Ob es jetzt daran liegt dass hier mehr hunde ueberfahren werden weiss ich nicht. Es scheint sich aber niemand verantwortlich zu fuehlen diese zu entsorgen. Als Fahrradfahrer freut man sich dann ueber denn Gestank.

Dienstag, 16. August 2011

Novi Sad: Eine Uebrraschung

12.08.2011 - 16.08.2011
Novi Sad

Am naechsten Tag fuhren wir ein paar Kilometer und kamen in Novi Sad an, der zweitgroessten Stadt Serbiens. Da es hier keinen Campingplatz gibt wollten wir hier nur ein paar Stunden verbringen und dann weiterradeln. Spontan beschlossen wir Mr. Google zu befragen ob wir uns nicht doch ein Hostel leisten koennten.
So landeten wir im Hostel Mali. Es gibt Menschen und Orte die man sieht und sofort weiss dass man sie moegen bzw. sich dort wohlfuehlen wird. So erging es uns mit Natalie und ihrem Hostel. So erging es unsauch mit Novi Sad.Novi Sad ist nicht unbedingt eine schoene Stadt. Gut, es gibt ein paar Kirchen, Museen und die Festung Petrovaradin. Immerhin eine der groessten Festungen Europas, dort findet uebrigens auch das Exit Festival statt, eins der groessten Festivals Europas. Aber das alles macht nicht den Charme dieser Stadt aus. Bemerkenswert ist dass dieser Ort vor Leben und Energie sprueht. Im Zentrum sind unglaublich viele Restaurants, Kneipen und Cafes welche auch zu jeder Tageszeit und bis spaet in die Nacht gut besucht sind. Geht man zum Donaustrand kommt man sich mit ein wenig Fantasie vor wie am Meer. Und auch hier ueberall Menschen. Man fragt sich wo die alle herkommen und ob hier niemand arbeiten muss. Als Touristen fuehlt man sich wie ein willkommener Gast, ein teil des geschehens, man gehoert dazu und sticht nicht aus der Masse.
Wir unternahem nicht sehr viel in Novi Sad. Wir spazierten in der Gegend, tranken hier und dort mal einen Kaffee und abends Bier, quatschten mit Natalie und verbrachten viel Zeit lesend im Ayde Park. Ayde heisst soviel wie los gehts und wird in jedem dritten Satz benutzt. Wir dachten an meinen Bruder Philippe und seine bulgarische Frau Krassi aus deren Wortschatz dieses Wort wohl auch nicht wegzudenken ist.
Bisher fuehlten wir uns in keiner Stadt so wohl. Das stimmte uns nachdenklich. Im Rahmen des Kosovo Krieges wurde Novi Sad bombadiert, die drei donaubruecken zerstoert und die Oel Raffinerie beschaedigt. Aufgrund des Krieges und des bis vor kurzem anhaltenden Wirtschaftsembargos ist Serbien auch ein eher armes Land. Das passt fuer uns nicht zusammen.
Vielleicht zeigt das aber auch das es nicht nur Schwarz oder Weiss gibt und die Dinge oft vielschichtiger sind als man denkt. Wir unterhielten uns mit Natalie darueber. Sie meinte dass die bewohner genug haetten vom Krieg und sonstigen Problemen und nun das Leben geniessen und Party machen wollten.

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Freitag, 12. August 2011

Erste Eindruecke aus Serbien

11.02.08 - 12.08.2011

Futog


Huegelig ging es rein nach Serbien. Ich kam morgens nicht gleich in die Gaenge und Till nutzte die Gelgenheit um unsere Tour de France Namen zu aendern. Er wollte nicht laenger Tony Rominger, einer der haesslichstem Tour Fahrer aller Zeiten, sein. So wurde er zu Lance Armstrong und ich wurde Jan Ullrich, weil ich seinen Attacken im Hang nix entgegenzusetzen hatte. Er dachte wohl mich damit zu demoralisieren aber weit verfehlt. Ich trage den Name Jan Ullrich mit Ehre!
Lance passierte also als erster die Grenze. Wieder wurden wir in Kroatien aus und in Serbien eingestempelt. Man fragt sich ja ob es eine Regel fuer Grenzbeamten gibt, die ihnen vorschreibt grimmig und gleichzeitig gelangweilt und genervt dreinzuschauen.
Wir verknuepfen mit Serbien vor allem Berichte aus dem Krieg welche meist negativer Natur waren. Wir nahmen uns vor unvoreingenommen zu sein und uns unser eigenes Bild zu machen.
Wir hatten aber erstmal ein ernsthaftes logistisches Problem. Keine serbischen Dinat und nichts zu essen, selbst unser Snickersvorrat war leer. Lance hatte solchen Hunger dass er Birnen klaute.Dummerweise hatten wir naemlich die bikelineversion durch verschlafene Doerfer gewaehlt, eigentlichh haetten wir uns denken muessen dass es da auch keine Bankautomaten gibt.
Zum Gluck haben wir fuer solche Faelle einen Eurovorrat. Wir fanden einen kleinen Laden der uns das Geld wechselte. Die Leute waren sehr hilfsbereit und nett und versuchten gar nicht aus unsere Notsituation Profit zu schlagen. Ich ging dann im Minidorfladen einkaufen und war entsetzt. Die Haelfte der Flaeche wurde von einer sehr reichhaltigen Fleischtheke eingenommen aber es gab ueberhaupt keinen Kaese, Snickers auch nicht.
Dafuer Hasselnnusspaste, Coca Cola und Schokoladenmilch. Gestaerkt radelten wir weiter und suchten ein Plaetchen fuer unser Zelt. das erwies sich als komplizierter als erwartet, an jedem freien Donaustueckchen sass ein Serbe und angelte. Irgendwann wurden wir dann fuendig. Wir hatten unseren privaten Donaustrand mit echtem Sand. Nur mit dem Froeschem mussten wir teilen.
Uebrigens ist in Serbien das erste Land das wir durchqueren in dem wildcamping legal ist.

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Donnerstag, 11. August 2011

Auf einen Schnaps

Eigentlich schlafen wir aus prinzipiellen Gruenden nicht in Pensionen. Aber es gibt viele Dinge die ich eigentlich nicht tue. Rauchen zum Beispiel oder im Ausland in deutschen Discountern einkaufen die den Tante Emma Laeden in den Doerfern das Leben schwer machen. Apropos deutsche Ketten. DM gibt es hier auch ueberall. Zu Hause fand ich diesen Laden nie besonders toll. Ich war zwar oefter dort einkaufen aber ohne grosse Begeisterung. Seit neustem faellt es mir schwer an einem DM vorbeizulaufen ohne wenigsten kurz reingeschnuppert zu haben. Ich gucke mich um und ueberlege was ich denn so kaufen koennte wuerd icht nicht gerade mit dem Fahrrad durch Osteuropa fahren. Till findet dass bedenklich.Aber zurueck zu den Pensionen. Wir fuhren durch ein kroatisches Dorf und ueberlegten ob wir nicht am Flussufer wildcampen koennten.Da winkte uns eine Frau froehlich zu und lud uns zum Schnapstrinken ein. Nicht ganz ohne Hintergendanken. Sie ist gerade dabei eine Pension aufzubauen, naechste Woche ist der offizielle Eroeffnungstermin. Wir sollten als Generalprobegaeste herhalten.
Beim Anblick des Bettes mit frischbezogener Waesche wurden wir weich. Unsere Schlafsaecke haben naemlich einen interessanten Geruch entwickelt.
So ist das eben mit den Prinzipien....
Weils so schoen war machen wir Werbung. Vielleicht faehrt ja mal jemand mit dem fahrrad dort vorbei. Ein Stop dort lohnt sich auf jedenfall:
Frau Pejic Zorica
ul. Brune Busica 11
32233 Opatovac
tel. : 0992000686

Stippvisite in Kroatien

10.08.2011 - 11.08.2011

Bilje - Opatovac

Um nach Kroatien zu gelangen mussten wir unsere erste "echte" Grenze ueberqueren. Beim verlassen Ungarns kontrollierte ein gelangweilter Zollbeamte unsere Paesse. Zehn Meter weiter, an der kroatischen Grenze, wiederholte ein genauso gelangweilter Beamte den Vorgang und wir bekamen endlich einen Stempel in den Reisepass. Es ging durch huegeliges, landwirtschaftliches Gebiet und vorbei an unterschiedlich grossen Doerfern. Da der Buergerkrieg nicht allzu lange her ist machten wir uns schon im vorraus so unsere Gedanken und betrachten Kroatien sicherlich aus einem etwas anderen Blickwinkel. Es faellt schon auf, dass es hier sehr viele verfallene Haueser gibt. Teilweise stehen ganze Bauernhoefe leer. Ein befremdlicher Gedanke ist sich vorzustellen dass alle Leute in unserem Alter schon einen Krieg miterlebt haben. Wir fuehlten uns ein wenig befangen. Als es nun an der Zeit war einen Zeltplatz zu suchen gingen wir vorsichtiger voran als sonst. Ausserdem fuhren wir staendig an Schildern vorbei die vor Landmienen warnen. Schliesslich entdeckten wir einen Fluss der als Angelgebiet ausgewiesen war. Tatsaechlich waren auch sehr viele Leute am Angeln. Kurzerhand stellten wir dort unser Zelt auf. Die Angler ignorierten uns dann voellig aber wir fuehlten uns trotzdem sicher. Am naechsten Morgen fuhren wir dann nach Ossijek, einer recht grossen Stadt (115 000 Einwohner). Hier herrschte eine sehr angenehme Stimmung. Wir gingen auf dem Markt einkaufen und Kaffee trinken und beobachteten dass bunte Treiben. Ossijek hat im Buergerkrieg einiges mitgemacht, wurde aber fast komplett wieder aufgebaut. Nicht so Vukovar, unser naechster Halt. Die Stadt wurde mehrere Monate belagert und bombadiert. Man sieht noch viele beschaedigte Haueser, diese stehen dann teilweise neben nagelneuen, modernen Komplexen. Wir fragten uns wie es wohl ist in so einer Stadt zu leben aber wahrscheinlich gewoehnt man sich irgendwann an den Anblick. Morgen ueberqueren wir die serbische Grenze. Schade, auch Kroatien haetten wir gerne besser kennengelernt.

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Montag, 8. August 2011

Es gibt einen Campingplatz in Mohacs

04.08.2011 - 09.08.2011
Szigetcsep - Ordas - Mohacs

Mohacs ist der letzte grössere Ort vor der kroatischen Grenze. Das Gewicht haelt sich hartnaeckig dass es entlang der Strecke in Kroatien, Serbien und Rumaenien sehr wenige Campingplaetze gibt.
Wir hatten in Budapest unser Budget bis aufs aeusserste strapaziert und sind seitdem auf Sparflamme unterwegs. Am meisten Geld spart der, der in der Natur schlaeft. Wildcampen hat zwar einen gewissen hippie-coolness-Faktor birgt aber auch so manche Nachteile. Man kann sich nur im Fluss waschen, auch das sicherlich romantisch aber ohne den Sauberkeitseffekt einer Dusche. Man muss die "open Toilette" benutzen (indischer Wortlaut für: Kack in die Natur). Man kann seine Trinkwasser- und Klopapiervorraete nicht auffüllen. Das Gras ist nicht gemaeht. Das heisst viel mehr süsse kleine Tierchen überall, z. B. Schnecken die gerne über unser Zelt kriechen und eine übelriechende Schleimspur hinterlassen. Wir wollten also nochmal die Vorteile eines Campingplatzes nutzen. Laut unserem Freund und Helfer, dem bikeline, sollte es in Dunafalva einen geben. Gab es aber nicht. Ich zitiere: Du kannst zelten am Strand. Zelten wild, verstehst du? Machst du gut. Der Strand war aber mit ungarischen Jugendlichen überbevölkert. Wir suchten uns unseren privaten machst du gut wildcampingplatz und hofften auf Mohacs. Dort gab es dann tatsaechlich einen echten Camping mit Toilette und heisswasser Dusche. Wir kamen früh an da wir nur zehn Kilometer entfernt geschlafen hatten. Unser Plan war es kurz unsere Sachen in Ordnung zu bringen und dann zu relaxen. Till, als offizieller Fahrradbeauftragter, beschloss dass es Zeit war die Bremsbacken zu wechseln. Das entpuppte sich als wesentlich komplizierter als erwartet und kostet viel Zeit und Nerven. Der Erholungseffekt war hin. Wir fühlten uns immer noch nicht bereit für Kroatien und beschlossen noch einen echten Pausentag im sehr entspannten Mohacs zu verbringen.

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Donnerstag, 4. August 2011

Das Leben ist schön

Manchmal passiert es tatsaechlich das Traeume wahr werden. Heute abend war so ein besonderer Moment. Wir hatten einen sehr tollen Platz für unser Zelt gefunden, direkt an der Donau, die Sonne schien, weit und breit kein Mensch. Ich wusch mich und meine Waesche im Fluss und freute mich des Lebens. Da wurde mir klar dass ich mir unsere Reise genauso ertraeumt hatte.
Der Streckenabschnitt in Ungarn ist nun bald zu Ende. Schade! Gerade hatten wir uns an die Forintscheine gewöhnt.
Wenn man reist ist man darauf angewiesen auf nette, wohlwollende Menschen zu treffen. Vor allem wenn man mit dem Fahrrad unterwegs ist und kein Wort der Landesprache versteht. Ich hatte vor unserer Abreise einige Zeitungsartikel gelesen in denen von haeufigen Rechtsradikalen Ausschreitungen in Ungarn die Rede war. Ich erwartet ein intolerantes und unfreundliches Volk. Wir erlebten das Gegenteil. Die Menschen die wir trafen waren sehr hilfsbereit und zuvorkommend. Da war einmal die Verkaeuferin im Dönerladen die wir nach einem Campingplatz fragten und die für uns googlete, dann der aeltere Fahrradbegeisterte Herr der uns mit seinem Rad den Weg zeigte, der Obstverkaeufer der uns Pfirsiche schenkte weil wir viel Vitamine brauchen.... Auch die Dörfer stecken voller Leben, Blumen ueberall, grösstenteils sehr gepflegt. In jedem noch so kleinem Popeldorf gibt es mindestens einen Laden und eine Kneipe. Natürlich sieht man auch hier verfallene, verlassene Bauernhöfe aber viel weniger wie wir in manchen Teilen von Deutschland oder Tschechien gesehen haben.
Es ist klar dass wir nur einen kleinen Teil des Landes besucht haben und auch nur berichten können was wir von unseren Fahrraedern aus wahrnehmen.

Montag, 1. August 2011

Regen in Ungarn

23.07.2011 - 02.08.2011

Petronell - Halaszi - Tata - Esztergom - Szentendre - Budapest

Wir dachten eigentlich unsere nächsten Etappe würde abenteuerlicher werden, schließlich verliessen wir Österreich, dieses saubere und geordnete Land. So kann man sich täuschen. Erstmal mussten wir uns entscheiden, rechts oder links von der Donau - Slowakei oder Ungarn. Unser Bikeline schwärmte so für die Sehenswürdigkeiten auf der ungarischen Seite, dass wir ihm vertrauten und auf der linken ungarischen Seite blieben.

Wir liessen sogar Bratislava links liegen und sahen es nur vom anderen Ufer. Sieht durchaus schön aus aber nach 5 Tagen Wien hatten wir genug von Großstadt. Wenn man länger reist besteht irgendwann die Gefahr dass sich nur noch ein Ort an den nächsten reiht und das Gehirn nicht mehr hinter herkommt mit dem Aufnehmen von neuen Bildern und Informationen. Wir hatten diesen Punkt erreicht und wollten mal nen bisschen stumpfsinnig vor uns hinradeln und in der Natur rumgurcken. Außerdem wollten wir vorrankommen. Wir hatten also ein 20 Kilometer Gastspiel in der Slowakei und überquerten dann die Grenze. Mir war etwas mulmig zumute, die Heimat entfernte sich immer mehr..... Zu unserer grossen Freude wurden wir von einem Euro 6 Radwegschild begrüsst. Der Euro 6 fängt an der Atlantikküste an und endet am Schwarzenmeer. Das Wetter war immer noch nicht besser, man kam sich eher vor wie im Herbst, es hatte sogar nur 14 Grad. Der Radweg verlief meist entlang der Strasse aufallend war das alle Ortsnamen auch auf deutsch dastanden. Wir sahen einen Trabi und gingen Sonntags im Lidl einkaufen. Also eigentlich bin ich total dagegen dass sich deutsche Discounter überall breit machen aber Till und ich haben eine Sucht für das Master Crumble Muesli aus dem Lidl entwickelt. Das muss sein, Prinzipien hin oder her. Wir wollten eigentlich das schöne Städtchen Mosonmagyarovar besuchen aber im Regen machte das keinen Spass. Wir beeilten uns auf einen Campingplatz zu kommen und verbrachten den rest des Tages im Zelt.
Am nächsten Morgen war das Wetter immer noch nicht besser. Ich weiss ich red viel über das Wetter aber das ist nunmal wichtig. Beim Radfahren ist ein wenig Regen ja nicht schlimm aber wir sind ja ständig draußen. Das heisst dass unsere sonst so heilige Mittagspause momentan in Bushäuschen stattfindet und wir im Zelt Frühstücken und Abendessen. Aber wir machen das ja alles freiwillig und wollen uns deshalb nicht allzu laut beschweren. An diesem Tag waren wir total in Form, wir fuhren und fuhren schön entlang der Strasse unseren Euro 6 Schildern folgend. In der recht grossen Stadt Giyor liessen sie uns dann im Stich, wir brauchten ewig um da rauszukommen und die Ungarn konnten uns auch nicht weiterhelfen. Der Weg führte dann auch noch durch das Industriegebiet, wir traten in die Pedale.
Das ist manchmal nicht ganz so schlau, wir waren der falschen Strasse gefolgt. Das stellte sich als nicht so dramatisch raus, wir konnten wieder auf den Euro 6 Radweg poppen nur über eine andere Route. Das dauerte ein Weilchen und wir schlugen unseren Rekord, der liegt nun bei 110 Km. Als Belohnung kam dann abends die Sonne noch kurz raus. Für die nächste Etappe konnten wir uns entscheide, entweder entlang der Donau, einer stark befahrenen Strasse oder die Berge. Nach dem Moldauradweg macht uns das keine Angst mehr, wir legten eine kleine Bergetappe ein. Ich glaube selbst nicht dass ich das jetzt schreibe aber mittlerweile macht macht mir das hochfahren sogar Spass. Es lohnte sich auch, bisher unser schönster Abschnitt in Ungarn. Wir kamen nach Esztergom und gönnten uns eine Pausentag. Esztergom ist der Sitz der katholischen Kirche in Ungarn und wird von einer riesigen Basilika beherrscht. Man nennt es auch das Rom Ungarns. Mich lassen Doeme und Kirchen meist kalt aber hier war selbst ich beeindruckt. Das Teil ist einfach sehr imposant. Im Inneren wurden auch Totenköpfe von Märtyrern ausgestellt, mal was anderes. Ansonsten ist das Städtchen sehr entspannt und wir liessen die Seele baumeln, es schien sogar mal die Sonne. Wir hatten es nicht mehr weit bis Budapest, entschlossen uns aber für diese Gegend Zeit zu lassen. Wir sind am Donauknie, dem geschichtlichen und kulturellen Herzen Ungarns. Uns gefiel es auch und wir legten noch einen Stop in Szentendre ein. Danach gings dann ab in die Grossstadt.Eine kleine Katastrophe ist passiert, die Blendensteuerung von Tills Objektiv ist kaputt. Das ist sehr ärgerlich. Zum Glück gibt es in Budapest auch einen kompetenten Canonservice, welcher dieses Problem innerhalb von einem Tag lösen konnte. Ja in Budapest befinden wir uns gerade. Eine wirklich faszinierende Weltstadt, über welche man viel Worte verlieren könnte, es aber doch nicht schaffen wuerde sie zu beschreiben. Also selbst mal hinfahren.