Donnerstag, 14. Juli 2011

Der Indurain in mir

09.07.2011 - 14.07.2011

Chotlisko - Velky Vir - Tyn Nad Vltavou - Budejovice - Krumlov

Bevor ich von unseren Abenteuern berichte noch kurz ein Schwank aus meinem Leben, um den Titel zu erklären. Meine Mutter ist ja Französin und meine französische Familie, vorne weg mein Opa, große Radsportbegeisterte. Schon als kleines Kind stand ich am Straßenrand und jubelte den Radfahreren zu. Die Tour de France war jedes Jahr ein wichtiges Ereignis.
Wir wetteten wer der Sieger sein würde und verbrachten unzählige Nachmittage vor dem Fernseher und fieberten mit. Mein persönlicher Radfahrheld war und ist immer noch Miguel Indurain, 5-facher Tour de France Sieger.
Seit der unzähligen Dopingskandale hat meine Radsportbegeisterung nachgelassen, trotzdem werden werden alte Reflexe in mir wach wenn ich in der Gegend rumstrample. Ich stelle mir vor wie ich die Tour fahre, Till und ich kämpfen um das gelbe Trikot, die Leute am Straßenrand jubeln uns zu.
Aber zurück zur Realität. Von Prag mußten wir ja an die Donau und es bot sich an, der Moldau zu folgen. Bewaffnet mit unserem bikeline schafften wir es durch Prag zu radeln ohne uns zu verfahren - eine Meisterleistung. Durch dieses Erfolgserlebnis beschwingt kamen wir flott vorran bis der Weg auf einmal aufhörte, irgendwann hätten wir wir wohl eine Brücke überqueren müssen. Wie gerufen tauchte aus dem Nichts ein kleine Gruppe tschechicher Radfahrer auf. Nach einigem hin u. hergestikuliere verstanden wir dass wir ihnen folgen sollten, ein paar Meter weiter gab es eine Eisenbahnbrücke. Wir vertrauten den Tschechen und überquerten die Brücke direkt neben den Schienen, zum Glück kam kein Zug, ich war sehr erleichtert heil auf der anderen Seite angekommen zu sein.
Weiter gings entlang der Autostraße bis zur ersten Steigung. Der Moldauradweg ist kein klassicher Flußradweg und sehr hügelig.
Es war heiß und steil und ich erlebte meinen ersten Indurain-Moment: es lief super! OK ich geb zu dass Till, allias Toni Romminger, ungefähr doppelt so schnell war. Oben angekommen folgten wir der Straße bergab, Till fragte mich zwar noch ob wir richtig fahren (ich bin offizieller bikeline-Beauftragter) aber ich ignorierte ihn einfach und ließ es rollen. Unten angekommen dann das bittere Erwachen, wir waren falsch. Zum Glück ist Till nicht nachtragend, auf dem Weg zurück fluchte ich mehr als er.
Es reichte für heute, wir beschlossen irgendwo wild zu campen. Alles kein Problem bis wir Nachts von einem ordentlichem Gewitter geweckt wurden. Gewitter im Zelt sind ein sehr beeindruckendes Erlebniss und immer aufregend. Aber Gewitter und wild campen, geht gar nicht. Auf einem Campinplatz kann man ja zur Not noch flüchten, aber auf einem Feld in Tschechien? Wir und das Zelt überlebten, aber die Nacht war kurz. Am nächsten Morgen strahlte die Sonne und wir fuhren weiter bergauf und bergab. Die Gegend ist sehr schön, viele hübsche Dörfer, Wald und Wiesen, Hügel und ab und zu sieht man die Moldau - wonderful.
Nach unserer Mittagspause sollten wir dann laut unserer Karte durch den Wald. Die Karte ungenau, die Beschilderung auch, es dauerte nicht lang und wir hatten uns verfahren. Wir landeten in einem Dorf wurden von den Leuten dort dieselbe Strecke zurück geschickt, landeten wieder im Wald, fuhren falsch, ständig, rauf und runter, alle Leute die wir fragten wußten den Weg auch nicht, wir waren verzweifelt. Zeit für unseren Joker, das Navigationsystem von Mr. Google. Wir waren gerettet aber mit unsere Leiden noch nicht am Ende. Es ging weiter auf schlechten Waldwegen und natürlich bergauf.
Am nächsten Tag waren die Beine schwer und die Motivation im Keller. Die folgenden Tage ließen wir es ruhig angehen. Erst ging es nach Budweis, dort machten wir einen Pausentag, wuschen Wäsche putzten das Zelt. Weiter dann nach Krumlow. Hier zitiere ich Till: das schönste Mittelstädtchen dass ich je gesehen habe. Ich kann nur zustimmen und die zahlreichen Japaner wohl auch. Das war unser letzter Stopp in Tschechien. Zum Abschluss gingen wir Essen und genehmigten uns ein paar Bierchen:-)
Wir waren ein wenig traurig, zum Radfahren ist es hier super und der Moldauradweg gehört trotz seiner Herrausforderungen zu den reizvollsten Abschnitten der Tour.

1 Kommentar:

  1. Eigentlich hast Du ja früher immer in der Lance Armstrong Taktik gestrampel ;)
    Wir haben auf dem Weg von Manali nach Leh auch ein paar Radfahrer gesehen, vielleicht wäre das auch was für Euch? Habe in Ladakh viel an Dich gedacht, Anne, es war ein Traum. Würde am liebsten sofort wieder hin!

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